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Ukraine-Krieg: Charkiw-Offensive
Aus Tagesschau vom 16.05.2024.
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Krieg in der Ukraine Die Lage in der Ukraine – die Übersicht

Die militärische Lage

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die von Russland angegriffene Region Charkiw besucht. «Stand heute ist die Situation im Gebiet Charkiw insgesamt kontrollierbar, unsere Kämpfer fügen den Okkupanten spürbare Verluste hinzu», teilte er am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Er habe bei einer Besprechung des Generalstabs die Lageberichte von Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj und der für den Frontabschnitt zuständigen Kommandanten gehört.

Zugleich räumte er bestehende Schwierigkeiten in dem Raum ein. Wegen der anhaltend schweren Lage soll Selenskis Angaben zufolge Verstärkung in die Region Charkiw abkommandiert werden.

Ukraine rechnet mit monatelangen Stromabschaltungen

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Wegen der schweren Schäden an Kraftwerken und Umspannwerken in der Ukraine rechnet die Regierung mit monatelangen Stromabschaltungen. Erst ab August oder September sei mit einer Verbesserung zu rechnen, sagte Jurij Bojko, Berater des Ministerpräsidenten und Aufsichtsrat beim Versorger Ukrenergo, am Donnerstag in Kiew. Wie schon am Mittwoch gab es auch am Donnerstag regional gestaffelte Abschaltungen, um Strom zu sparen. Auch Strassenzüge in der Hauptstadt Kiew waren betroffen.

Durch die Raketenangriffe Russlands habe das Stromnetz grossen Schaden genommen, sagte Bojko. «Um das Stromsystem im Gleichgewicht zu halten und Unfälle zu vermeiden, waren die Disponenten gezwungen, ausserordentliche Massnahmen zu ergreifen und den Verbrauchern den Strom abzuschalten.» Bei dem kalten Wetter derzeit sei der Verbrauch hoch. Im Spätsommer werde der Verbrauch niedriger sein; zudem gebe es mehr Solarenergie.

Zuvor hatte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht Erfolge beim Abbremsen der seit knapp einer Woche laufenden russischen Grossoffensive vermeldet. In Wowtschansk gebe es Kämpfe in den nördlichen Stadtvierteln, aber ein weiteres Vordringen russischer Soldaten in dem Ort habe vereitelt werden können, teilte der ukrainische Generalstab mit. Eine Einnahme der rund fünf Kilometer von der russischen Grenze entfernten Kleinstadt wäre der bedeutendste Geländegewinn der russischen Truppen seit Beginn der Offensive in die Region Charkiw am Freitag vor einer Woche.

Die russische Nachrichtenagentur RIA berichtete unterdessen unter Berufung auf von Russland eingesetzte Behördenvertreter in besetzten Gebieten, russische Truppen näherten sich dem Dorf Lypzi und bereitet dessen Einnahme vor. Lypzi liegt weiter westlich als Wowtschansk und näher an Charkiw. Russland hat bereits die Einnahme mehrerer Dörfer in der Region Charkiw gemeldet.

Bürgenstock-Konferenz: Mehr als 50 Zusagen – China noch nicht

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Einen Monat vor der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock haben schon mehr als 50 Länder zugesagt, aber ein besonders wichtiges noch nicht: «China hat sich bis jetzt noch nicht angemeldet», räumte Bundespräsidentin Viola Amherd nach einem Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz ein, fügte aber hinzu: «Wir gehen davon aus, dass es bis zum letzten Moment Veränderungen auf dieser Teilnehmerliste geben wird.»

Die Schweiz hat für den 15. und 16. Juni rund 160 Länder eingeladen.

Für einen Erfolg der Konferenz wird es als entscheidend angesehen, dass nicht nur die westlichen Verbündeten dabei sind, sondern auch einflussreiche mit Russland befreundete Staaten – allen voran China. Amherd betonte, wie wichtig ihr eine Teilnahme von nicht-europäischen Staaten sei.

Auch der Vatikan gab nach Angaben von italienischen Nachrichtenagenturen seine Teilnahme an der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock bekannt. 

 Der Heilige Stuhl werde als Beobachter auf dem Bürgenstock anwesend sein und sich auf die humanitären Aspekte konzentrieren, sagte demnach Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Bereits zuvor hatte auch der höchste Würdenträger der orthodoxen Kirchen, der Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus, seine Teilnahme angekündigt.

Die zweite Nacht in Folge hat die Ukraine den Militärflugplatz Belbek auf der seit 2014 von Moskau annektierten Halbinsel Krim mit Raketen beschossen. Dabei sei eine Treibstoffanlage getroffen worden und ein Feuer ausgebrochen, berichtete das unabhängige Internetportal Astra.

Das russische Verteidigungsministerium seinerseits meldete lediglich den Abschuss von fünf Raketen des US-Typs ATACMS über der Krim. Darüber hinaus seien vier ukrainische Drohnen abgeschossen und zwei weitere durch Funkstörungen abgefangen worden. Russische Militärblogger hingegen bestätigten die Brände.

Diplomatie und Unterstützung

China unterstützt eine Friedenskonferenz zum Krieg in der Ukraine. Präsident Xi Jinping fordere eine internationale Konferenz mit gleichberechtigter Beteiligung der Ukraine und Russlands, wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur am Donnerstag meldet. Ob China an der Ukraine-Konferenz in einem Monat in der Schweiz teilnimmt, ist weiterhin offen. Die Konferenz auf dem Bürgenstock findet ohne Russland statt.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat angesichts der russischen Offensive im Gebiet Charkiw für die kommenden Tage alle Auslandsreisen abgesagt. «Wolodimir Selenski hat die Anweisung gegeben, alle internationalen Veranstaltungen mit seiner Beteiligung für die kommenden Tage zu verschieben», teilte sein Sprecher auf Facebook mit. Für die abgesagten Reisen sollen demnach nun neue Termine gefunden werden. Der Sprecher verwies in der Mitteilung auch auf die schwierige Lage der ukrainischen Armee in Charkiw. Geplant war diesen Freitag eine Reise nach Spanien und später nach Portugal.

Russland und China für Sicherheitsgürtel von Atommächten

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Russland und China haben sich in der gemeinsamen Erklärung für eine Pufferzone von Atommächten gegenüber anderen Militärbündnissen ausgesprochen. «Atommächte sollten die globale strategische Stabilität wahren und das Prinzip der gleichen und unteilbaren Sicherheit achten, sich gegenseitig nicht an den lebenswichtigen Interessen vergreifen», heisst es in der gemeinsamen Erklärung von Kremlchef Wladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping.

Insbesondere sei auf eine «Expansion von Militärbündnissen und -koalitionen und die Schaffung militärischer Brückenköpfe direkt an der Grenze anderer Atommächte» zu verzichten. Die Erklärung dürfte sich vor allem gegen den geplanten Nato-Beitritt der Ukraine richten. Russland hat die Invasion in der Ukraine auch mit der Nato-Osterweiterung begründet. Die Atommacht sieht sich durch eine mögliche Mitgliedschaft der Ukraine in dem Militärbündnis in ihrer eigenen Sicherheit bedroht.

Der russische Präsident Wladimir Putin würdigte bei seinem Besuch in Peking Bemühungen Chinas um eine Lösung der nach seinen Worten Krise in der Ukraine. Putin kündigte an, er werde den chinesischen Staatschef Xi Jinping über die Situation in der Ukraine informieren. Dort rückten russische Truppen an mehreren Fronten vor, sagte Putin. Er dankte Chinas Führung für ihre Bemühungen, die «Ukraine-Krise» zu lösen. Beide Seiten sprechen nicht von einem Krieg.

Weiter kündigten die beiden Staatschefs an, China und Russland würden künftig noch enger zusammenarbeiten. So soll die Kooperation in unterschiedlichen Feldern vertieft werden – wie Logistik, Verkehr, Energie und Lebensmittel. Die beiden haben eine entsprechende Erklärung unterschrieben.

US-Verteidigungsminister Antony Blinken ist am Dienstag nach Kiew gereist. Blinken sicherte der Ukraine die weitere Unterstützung der USA zu. So stellt die US-Regierung der Ukraine zwei Milliarden US-Dollar für militärische Zwecke zur Verfügung. Die USA seien überzeugt, dass eine «starke, erfolgreiche, blühende und freie» Ukraine die beste Möglichkeit sei, um Putin zurechtzuweisen, so Blinken. Selenski forderte derweil die Lieferung von Patriot-Luftabwehrsystemen für die Verteidigung der Grossstadt Charkiw.

Geflüchtete und Kriegsopfer

Präsident Selenski hat Ende Februar die Zahl der getöteten Soldaten seiner Streitkräfte mit 31'000 angegeben. Diese Zahl ist die erste offizielle Nennung von Opferzahlen des Militärs im nun seit mehr als zwei Jahren andauernden Krieg gegen die russische Invasion.

Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass die Zahl der getöteten oder verwundeten russischen Soldaten inzwischen die Marke von 350'000 überschritten hat. Dies sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Mitte März. Mitte Februar hatte das US-Verteidigungsministerium die Zahl getöteter oder verwundeter russischer Soldaten auf 315'000 geschätzt.

Laut den ukrainischen Streitkräften hat Russland mehr als 486'940 Soldaten verloren (Stand 15. Mai 2024). Die Zahl beinhaltet getötete wie auch schwer verletzte Soldaten.

Wie Russland macht die Ukraine in der Regel keine Angaben zu Getöteten und Verletzten in den eigenen Reihen. Unabhängig lassen sich die Angaben der Kriegsparteien nicht prüfen.

Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 hat die UNO in der Ukraine mindestens 10'810 getötete Zivilistinnen und Zivilisten registriert – darunter mehr als 560 Kinder. Weitere 20’556 Zivilisten seien seit Beginn der russischen Invasion verletzt worden (Stand 9. April 2024). Die UNO zählt nur Fälle, die sie bestätigen konnte.

Umgekehrt seien in der russischen Region Belgorod seit Beginn des Ukraine-Kriegs laut den örtlichen Behörden 120 Zivilisten bei ukrainischen Angriffen getötet worden, darunter elf Kinder. 651 Menschen seien verletzt worden.

Glückskette ruft zu Spenden für die Ukraine auf

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Angesichts der humanitären Krise in der Ukraine sammelt die Glückskette Spenden für die betroffene ukrainische Bevölkerung. Millionen Menschen – vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen – sind bereits geflohen und suchen Zuflucht in den Nachbarländern oder in Gebieten im Landesinnern, die von Kämpfen verschont geblieben sind. Die Glückskette unterstützt geflüchtete Menschen über ihre Partnerorganisationen innerhalb der Ukraine, den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldawien und Ungarn sowie in der Schweiz.

Spenden können unter www.glueckskette.ch oder auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Krise in der Ukraine», getätigt werden.

Knapp sechs Millionen Menschen haben seit Kriegsbeginn die Ukraine verlassen und Schutz in europäischen Ländern gesucht, weltweit sind es über 6.4 Millionen Geflüchtete (Stand 9. Mai 2024). Das teilte das Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) mit. Die Zahl der Binnenflüchtlinge beziffert die für Flüchtlingsfragen zuständige Vizeregierungschefin auf 4.9 Millionen (Stand 18. November 2023).

65'186 Personen, die wegen des Kriegs gegen die Ukraine in die Schweiz geflüchtet sind, haben einen Schutzstatus S. Das teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) mit (Stand 10.05.2024). Bei insgesamt 23'369 Personen wurde der Status S beendet.

Wie prüft SRF die Quellen in der Kriegsberichterstattung?

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Die Informationen zum Ukraine-Krieg sind zahlreich und zum Teil widersprüchlich. Die verlässlichsten Quellen sind eigene Journalistinnen und Reporter anderer Medien vor Ort, denen man vertrauen kann. Weitere wichtige Quellen sind Augenzeugen – also Menschen vor Ort, die Eindrücke vermitteln können.

Besonders zu hinterfragen sind Informationen von Kriegsparteien. Denn alle Kriegsparteien machen Propaganda – in diesem Angriffskrieg vor allem die russischen, offiziellen Quellen. Die Aussagen der Kriegsparteien ordnen wir entsprechend ein. Grundsätzlich gilt bei SRF: Je schwieriger und unzuverlässiger die Quellenlage, desto wichtiger ist Transparenz. Umstrittene Fakten und Informationen, die nicht unabhängig überprüfbar sind, werden als solche kenntlich gemacht.

Krieg in der Ukraine

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Tagesschau, 16.05.2024, 19:30 Uhr;

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